Alle wichtigen Informationen zur Herstellerverantwortung (EPR) für Textilien
Die EU hat wichtige Maßnahmen zur Einführung der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) für Textilien angestoßen, die tiefgreifende Auswirkungen auf die gesamte Modebranche haben werden. Mit diesen Regelungen sollen Produzenten und Fashionbrands für den gesamten Lebenszyklus ihrer Textilprodukte verantwortlich gemacht und damit nachhaltige Prozesse innerhalb der EU gefördert werden. Die Textil EPR ist in der Überarbeitung der EU Abfallrahmenrichtlinie verankert. Ziel ist es, die Abfallbewirtschaftung zu verbessern und gleichzeitig lokale Arbeitsplätze zu fördern und die Umweltbelastung zu reduzieren. Die Umsetzung dieser Maßnahmen stellt jedoch für Modeunternehmen, insbesondere im E-Commerce-Bereich, eine erhebliche Herausforderung dar.
Die Europäische Kommission hat das Ziel, innerhalb der EU einheitliche Schemata zur erweiterten Herstellerverantwortung einzuführen. Diese EPR-Systeme basieren auf dem Prinzip, dass Hersteller die Verantwortung für die Kosten der Sammlung, Wiederverwertung und Entsorgung ihrer Textilien übernehmen. Dabei werden die Gebühren auf der Grundlage der Umweltfreundlichkeit der Produkte festgelegt – ein Ansatz, der als „Öko-Modulation“ bezeichnet wird. Die Richtlinie soll innerhalb von 30 Monaten nach ihrem Inkrafttreten in allen Mitgliedsstaaten verpflichtend umgesetzt werden. Unternehmen, die weiterhin auf Fast-Fashion setzen, müssen mit deutlich höheren Kosten rechnen.
Generell versteht man unter dem sog. “Hersteller” im Sinne der EPR-Gesetzgebung dasjenige Unternehmen, das Textilprodukte erstmals auf einem nationalen Markt einführt. Gerade deshalb betrifft die neu beschlossene Textil EPR in der EU besonders Onlinehändler bzw. Fashionbrands, die europaweit direkt an Endverbraucher verkaufen. Diese Unternehmen müssen dann in den jeweiligen Zielländern die Textil EPR Vorgaben umsetzen.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt der neuen EU-Regelung ist die Förderung der getrennten Sammlung von Textilabfällen, die bis 2025 in allen Mitgliedstaaten eingeführt werden soll. Die von den Produzenten gezahlten Beiträge werden genutzt, um in Infrastrukturen zu investieren, die eine Wiederverwendung und Recycling von Textilien ermöglichen. Gebrauchte Textilien sollen vorrangig der Wiederverwendung zugeführt werden, während nicht mehr verwendbare Textilien recycelt werden. Modeunternehmen müssen ab sofort Verantwortung für die Entsorgung einer Vielzahl von Textilprodukten übernehmen, darunter Kleidung, Accessoires, Heimtextilien und Schuhe. Auch Produkte aus Leder, Kunstleder oder Gummi fallen unter die neue Regelung.
Die Textil EPR in der EU fördert auch Forschung und Innovationen im Bereich der Kreislaufwirtschaft. So soll die Entwicklung neuer Technologien wie das Faser-zu-Faser-Recycling beschleunigt werden, um den Anteil recycelter Materialien in der Textilproduktion zu erhöhen. Diese Innovationsförderung stellt für viele Unternehmen eine Möglichkeit dar, ihre Produktionsprozesse nachhaltiger zu gestalten und gleichzeitig die durch die EPR verursachten Kosten zu reduzieren.
Modeunternehmen, die ihre Produkte über die Grenzen hinweg in die EU verkaufen, sollten sich der Notwendigkeit bewusst sein, einen autorisierten Vertreter zu ernennen. Dieser übernimmt die Verantwortung für die Einhaltung der EPR-Vorschriften in dem jeweiligen Land. Das ist besonders für größere Onlinehändler wichtig, da sie ihre Produkte oft in verschiedenen EU-Ländern vertreiben. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie im Video von ecosistant über autorisierte Vertreter für EPR-Systeme:
Die neuen EPR-Regelungen greifen auch bei der Bekämpfung des illegalen Exports von Textilabfällen. Um zu verhindern, dass Abfälle fälschlicherweise als wiederverwendbare Textilien deklariert werden, gibt es jetzt klare Definitionen dafür, was als Abfall gilt. Dies soll den Export in Länder einschränken, die nicht über die notwendigen Infrastrukturen zur umweltgerechten Abfallbewirtschaftung verfügen.
Die Diskussionen zur endgültigen Verabschiedung der Textil EPR als Teil der Abfallrahmenrichtlinie laufen aktuell auf Hochtouren. Insbesondere die Festlegung spezifischer Abfallvermeidungsziele und die Harmonisierung der Vorschriften auf EU-Ebene werden eine entscheidende Rolle spielen. Mitgliedsstaaten wie Frankreich, die Niederlande und Ungarn haben bereits erste Schritte zur Implementierung nationaler EPR-Systeme unternommen. Auch Schweden und Lettland haben ambitionierte Pläne, die auf eine drastische Reduzierung von Textilabfällen abzielen. Ab 2025 werden weitere Mitgliedsstaaten, beispielsweise Italien, Textil EPR umsetzen. Fashionbrands und Onlineseller von Mode müssen sich dann in den jeweiligen Ländern registrieren, ihre in Verkehr gebrachten Mengen melden und die EPR-Gebühren für ihre Produkte bezahlen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, der im Zusammenhang mit der erweiterten Herstellerverantwortung zu beachten ist, betrifft die Verpackungsverordnung PPWR. Die PPWR regelt die Verantwortung der Hersteller für die Sammlung, Wiederverwendung und das Recycling von Verpackungen. Modeunternehmen, die Textilprodukte vertreiben, sind auch für die Verpackungen ihrer Produkte verantwortlich, was zusätzlichen Handlungsbedarf im Rahmen der EPR darstellt. Die Verordnung fördert nachhaltigere Verpackungslösungen und zielt darauf ab, die Menge an Verpackungsabfällen erheblich zu reduzieren. Die meisten Mode-Onlinehändler bringen mit ihren Polybags und den Versandverpackungen EPR-pflichtige Verpackungen auf den Markt.
Für Fashion D2C Brands bedeutet die kommende Einführung der Textil EPR, dass sie sich auf strengere Vorschriften und potenziell höhere Kosten einstellen müssen. Es ist entscheidend, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um den Übergang zu nachhaltigeren Prozessen zu gestalten und die neuen Vorschriften zu erfüllen. Unternehmen sollten sich jetzt schon mit den geplanten Änderungen auseinandersetzen und die notwendigen Schritte einleiten, um ihre Supply Chains und Abfallbewirtschaftungssysteme entsprechend anzupassen.
Die Umsetzung der EPR-Regelungen bringt zweifellos Herausforderungen, bietet aber gleichzeitig die Möglichkeit, Innovationen voranzutreiben und als umweltbewusstes Unternehmen wahrgenommen zu werden. Für Unternehmen, die den Umstieg auf nachhaltigere Prozesse erfolgreich meistern, könnte dies sogar einen Wettbewerbsvorteil bedeuten.
Sollten Sie sich unsicher fühlen oder professionelle Unterstützung benötigen, können Sie sich an unsere Partner bei ecosistant wenden. Das Team von ecosistant bietet maßgeschneiderte Compliance-Lösungen für die erweiterte Herstellerverantwortung und unterstützt Sie bei der korrekten Umsetzung der EPR-Richtlinien in jedem EU-Land. Von der Registrierung über die Berichterstattung bis hin zu konkreten Beratungslösungen – ecosistant hilft Ihnen dabei, sicherzustellen, dass Ihr Unternehmen regelkonform bleibt und gleichzeitig einen positiven Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leistet.
Tibor Barsony arbeitet als Digital Content Creator bei ecosistant und verfolgt die Mission, das Bewusstsein für EPR- und Abfallvorschriften im E-Commerce in Europa zu schärfen.
Über ecosistant
Bei ecosistant unterstützen wir Online-Händler dabei, ihre gesetzlichen Recyclingpflichten in ganz Europa zu erfüllen. Unser Team aus erfahrenen EPR- und Nachhaltigkeitsberatern bietet digitale Lösungen, um Handelsbarrieren abzubauen und Recycling zugänglicher zu machen. Seit 2020 verbinden wir E-Commerce-Unternehmen mit Recycling-Systemen in ganz Europa, um Nachhaltigkeit zu fördern und die soziale Verantwortung von Unternehmen sicherzustellen. Mit unserem Hintergrund im Online-Handel verstehen wir die Herausforderungen unserer Kunden und sind daher ideale Partner für nachhaltige E-Commerce-Compliance.