In diesem Artikel stellen wir dir die gängigsten Finanzierungsmöglichkeiten sowie deren potenzielle Vor- und Nachteile vor. Davor ist es allerdings noch wichtig kurz darauf einzugehen, welche Fragen du dir stellen solltest, bevor du Fremdkapital aufnimmst.
Die meisten Onlinehändler stehen im Laufe ihres Online-Geschäfts zwangsläufig vor derselben Frage: Wie kann ich meine Liquidität erhöhen, um das Wachstum meines Unternehmens weiter voranzubringen? Typische Herausforderungen sind häufig Lieferengpässe die zu Out-of-Stock (OOS) führen, fehlendes Kapital für neue Produkte oder unzureichendes Budget für Marketing. Die offensichtliche Lösung für viele Händler ist oftmals die Aufnahme eines Kredits.
In diesem Artikel stellen wir dir die gängigsten Finanzierungsmöglichkeiten sowie deren potenzielle Vor- und Nachteile vor. Davor ist es allerdings noch wichtig kurz darauf einzugehen, welche Fragen du dir stellen solltest, bevor du Fremdkapital aufnimmst.
Nehmen wir das Beispiel der zwei fiktiven Onlinehändler “Maria” und “Markus”, die gemeinsam Regenschirme auf Amazon verkaufen. Die Produktverkäufe laufen recht gut, allerdings stehen die beiden momentan vor einigen Herausforderungen bzgl. Ihres weiteren Wachstums:
Problem 1: Versorgungsengpässe und fehlende Lagerbestände
„Im Herbst oder in längeren Perioden mit schlechtem Wetter haben wir eine unerwartet hohe Nachfrage. Deshalb sind die Produkte sehr schnell vergriffen.“
Problem 2: Keine Liquidität für neue Produkte
“Wir sind von unseren Top-Sellern abhängig und müssen den Großteil unserer Liquidität für neue Aufträge aufwenden. Es ist sehr schwierig, neue Produkte zu testen und das Geschäft stabiler und widerstandsfähiger zu machen.
Problem 3: Geringes PPC- und Marketing-Budget
„Wir haben kein Geld für große PPC-Kampagnen – wir stecken unsere Marge in den Kauf von Produkten. Deshalb kommen wir in Sachen Sichtbarkeit und Branding nicht voran.“
Die Aufnahme zusätzlicher Mittel von Dritten scheint bei diesen Herausforderungen eine einfache und schnelle Lösung zu sein. Allerdings gibt es wichtige Fragen, die du dir als Unternehmer stellen solltest, bevor du zusätzliches Fremdkapital aufnimmst. Dazu gehören unter anderem:
Falls du zu dem Schluss kommt, dass eine externe Finanzierung momentan für dein Unternehmen infrage kommt, stehst du vor der Entscheidung, welche Art der Finanzierung am besten für deine Unternehmenssituation geeignet ist. In den folgenden Abschnitten stellen wir dir daher sechs der gängigsten Finanzierungsarten vor:
Dies ist eine Art der schuldenfreien Finanzierung, bei der ein Investor Geld in dein Unternehmen investiert und im Gegenzug einen Anteil am Eigentum erhält.
Der Hauptvorteil für dich besteht darin, dass du die Investition nicht zurückzahlen musst– dafür beteiligst du die Investoren allerdings an den erzielten Gewinnen deines Unternehmens. Es fallen keine Gebühren/Zinsen an und du haftest nicht persönlich mit deinem Eigentum. Deshalb ist diese Art der Finanzierung besonders für Start-ups und KMUs interessant.
Die Eigenkapitalfinanzierung bringt jedoch auch einige Nachteile mit sich. Da du einen Teil deines Unternehmens abgibst (und damit auch künftige Gewinne), gilt Eigenkapital als die teuerste Form der Finanzierung. Persönliche Beziehung zu Investoren können außerdem belastet werden, wenn es mit dem Unternehmen mal nicht so läuft wie erwartet. Letztlich ist noch zu beachten, dass zwar keine direkten Gebühren oder Zinszahlungen anfallen, Eigenkapital aber zu Nachzahlungen aufgrund der Gesetzgebung für Schenkungen und entgangene Steuereinnahmen führen kann.
Bei dieser, wohl häufigsten Art der Finanzierung, zahlst du den aufgenommenen Kredit mit (in der Regel monatlichen) Zinsen innerhalb eines bestimmten Zeitraums zurück. Der übliche Zinssatz variiert je nach Kreditnehmer und potenziellen Risiken, liegt aber in der Regel zwischen 1 % – 10 %.
Ein Geschäftskredit gilt in der Regel als tendenziell günstig, bietet eine große Auswahl und Vergleichsmöglichkeiten und ermöglicht es dir einen persönlichen Ansprechpartner zu haben (je nach Bankinstitut).
Zwar ist eine persönliche Betreuung oft von großem Vorteil, allerdings haben größere Bankinstitute leider häufig ein mangelndes Verständnis für dein Online-Geschäft und oft starrere Strukturen und längere Entscheidungsprozesse. Außerdem verlangen sie eine persönliche Haftung und feste Zahlungsfristen. Das führt bei vielen Unternehmern oft zu Frust, da zusätzliche Liquidität meist besser früher als später benötigt wird.
Finetrading basiert auf dem Verkauf von Rechnungen. Der Finetrader fungiert als Vermittler zwischen Lieferant und Käufer und finanziert deinen ausgehandelten Auftrag vor. Die Rückzahlung des Darlehens und der zusätzlichen Gebühren erfolgt über einen festen Zeitraum (normalerweise 2 – 6 Monate), in der Regel mit monatlichen Raten. Die Kosten beginnen in der Regel bei ca. 0,7 % pro Monat auf den Gesamtbetrag (das entspricht ca. 1,2 % Effektivzins pro Monat).
Finetrader kennen sich oft sehr gut mit Online-Geschäftsmodellen aus und ermöglichen eine sehr schnelle Auszahlung und oft auch eine Verlängerung der Rückzahlungsdauer.
Allerdings verlangen Finetrader eine persönliche Bürgschaft und eine Bonitätsprüfung sowie feste Zinssätze und Gebühren, die jeden Monat fällig werden. Außerdem greift ein Finetrader in deine bestehenden Lieferantenbeziehungen ein, was zu einem potentiellen Wettbewerbsnachteil führen könnte.
Factoring beschreibt den Verkauf von Forderungen mit einem Abschlag an einen Dritten, den so genannten Factor. Der Factor ist dann der Begünstigte der Forderung. Factoring kann auf zweierlei Weise für Liquidität sorgen: Durch die Bereitstellung von Bargeld im Voraus und durch die Freisetzung von gebundenem Betriebskapital, das ansonsten für die Finanzierung ausstehender Rechnungen verwendet würde.
Die Rückzahlung des Darlehens und der Gebühren erfolgt in der Regel ähnlich wie beim Finetrading über einen festen Zeitraum, in der Regel in monatlichen Raten innerhalb von 2 – 6 Monaten. Die Kosten beginnen normalerweise bei etwa 2% auf den Gesamtbetrag.
Die Hauptvorteile sind schnelle Bearbeitungs- und Auszahlungszeiten, eine Erhöhung der Kreditwürdigkeit deines Unternehmens und die Absicherung von Forderungen. Dies kann allerdings auch zu Problemen führen.
Da der Factor nun die Forderungen gegenüber deiner Kunden eintreibt, gibst du Kontrolle über deine Kundenbeziehungen an Dritte ab, die ggf. weniger kulant und kundenorientiert als deine eingestellt sind. Bezüglich der Kosten ist der fixe Teil beim Factoring in der Regel höher als bei anderen Finanzierungslösungen. Abschließend gilt noch zu beachten, dass Factoring oft nur für ausgewählte Branchen und B2B-Unternehmen verfügbar ist.
Dies ist eine neuere Form der Finanzierung, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Es handelt sich im Wesentlichen um ein Darlehen, bei dem der Rückzahlungsbetrag auf einem Prozentsatz der Einnahmen des Unternehmens basiert. Die Rückzahlung wird in der Regel für einen Zeitraum von 3 bis 5 Monaten festgelegt.
Diese Art der Finanzierung kann besonders für solche Unternehmen hilfreich sein, die keine herkömmlichen Kredite von Banken oder anderen Kreditgebern bekommen können. Gleichzeitig ist dein Unternehmen einem geringeren Risiko ausgesetzt: Wenn deine Einnahmen zurückgehen, zahlst du in diesen Zeitraum auch weniger Zinsen. Das verschafft dir ein hohes Maß an Flexibilität in Bezug auf deine Liquidität.
Diese Flexibilität hat allerdings auch ihren Preis. Umsatzfinanzierung gilt mit Kosten zwischen 4 – 12 % auf den Gesamtbetrag als sehr teuer und ist nur bei einem erforderlichen Mindestumsatz und erfolgreicher Risikoprüfung möglich. Achtung: Die Gebühren richten sich außerdem nach dem Verwendungszweck des Kredits. (Marketingausgaben sind in der Regel am günstigsten, Wachstum, z. B. Gehälter, am teuersten).
Eine weitere, sehr an Onlinehändlern orientierte Lösung für Wachstum ist die Einkaufsfinanzierung. Hier dient ausschließlich deine Ware als Sicherheit, es wird keine weitere persönliche Garantie oder Haftung verlangt. Deine Produkte werden anhand von E-Commerce-Plattform-Daten (z.B. Amazon, eBay, etc.) auf ihr Verkaufspotenzial bewertet.
Die Einkaufsfinanzierung ist nicht zweckgebunden und kann beliebig eingesetzt werden:
Zur Erhöhung der Liquidität deines Unternehmens, zur Finanzierung von Wachstum und neuen Produkten oder für höhere Marketingausgaben. Daher ist die Einkaufsfinanzierung gerade für Start-ups und KMUs sehr gut geeignet. Die Rückzahlung ist innerhalb der Laufzeit, in der Regel zwischen 6 – 9 Monaten, flexibel und ohne zusätzliche Kosten möglich. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass der Kreditgeber im Gegensatz zu anderen Finanzierungsmöglichkeiten nicht in deine Kunden- oder Lieferantenbeziehungen eingreift und damit deine Wettbewerbsfähigkeit am Markt schützt.
Potenzielle Nachteile dieses Modells sind, dass manchmal eine Lagerhaltung bei Dritten erforderlich sein kann und dass für Folgekredite ein neuer Antrag gestellt werden muss. Die Kosten der Einkaufsfinanzierung liegen bei etwa 1 – 2 % Effektivzins pro Monat.
Abschließend lässt sich sagen, dass es nicht die eine richtige Lösung für die Finanzierung und das Wachstum deines Online-Unternehmens gibt. Bevor du allerdings entscheidest, zusätzliches Fremdkapital aufzunehmen, solltest du kritisch deine aktuelle Geschäftssituation analysieren und bewerten.
Falls du auf der Suche nach mehr Liquidität und einem strategischen Wachstumspartner mit einem hohen Maß an Flexibilität und einem deutlich geringeren Risiko im Vergleich zu traditionellen Kreditgebern bist, können Einkaufsfinanzierer wie Myos eine gute Wahl sein. Das Modell ist speziell auf die Bedürfnisse von Onlinehändlern angepasst und du haftest ausschließlich mit deinen Produkten, niemals persönlich.
Titelbild von Kelly Sikkema. Weitere Bilder von Myos.